Luft zum Leben – Die Geschichte einer Tagung
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Luft zum Leben - Die Geschichte einer Tagung
Luft zum Leben
Seit 16 Jahren lernen Ärzte, (Intensiv-)Pflegekräfte, Angehörige und Interessierte, auch vom MDK und Kostenträgern, bei einer Tagung, wie man Kinder und Kleinkinder außerklinisch beatmet und ihnen somit ein Stück Lebensqualität wiedergibt. Initiator ist der Anästhesist Dr. Kurt Wollinsky.
Angefangen hat alles Mitte der 80er Jahre, erzählt Dr. Kurt Wollinisky: Im Querschnittgelähmtenzentrum des RKU gab es damals einige hoch querschnittgelähmte Kinder, die eine dauerhafte Beatmung benötigten. Nur: Es gab kein Equipment. Die Kinder mussten auf der Intensivstation liegen. An eine Entlassung nach Hause war nicht zu denken – wie sollten sie denn dort auch beatmet werden?
Das war vor mehr als 30 Jahren. Mittlerweile findet seit 16 Jahren die Tagung Außerklinische Beatmung Kinder und Kleinkinder statt. Initiator ist Dr. Kurt Wollinsky. Im RKU wurde nach und nach eine Struktur aufgebaut, um die jüngsten Patienten auch nach Hause entlassen zu können. „Das erste Kind wurde mit einer eigens angefertigten Eisernen Lunge beatmet“, berichtet Dr. Wollinsky. Die ersten mobilen Beatmungsgeräte seien schwer gewesen, 20 Kilogramm und mehr. Es fehlte auch an geeigneten Kinderbeatmungsmasken, individuelle Anfertigungen waren gefragt.
Mt der Zeit wurden die Beatmungsgeräte kleiner, die Technik verbesserte sich. 2005 sollte erstmals das im RKU aufgebaute Expertenwissen im Rahmen einer Tagung nach außen getragen werden, damals noch in den Räumlichkeiten des RKU.
Neben der Akzeptanz und Unterstützung im RKU selbst war auch die Kooperation mit der Ulmer Unikinderklinik, den Kinderkliniken in Baden-Württemberg und Bayern, den niedergelassenen Kollegen/-innen und vor allem mit den Kinder-Intensivpflegediensten entscheidend für den Erfolg der außerklinischen Beatmung von Kindern. Adressaten waren damals vorwiegend behandelnde Ärzte, aber auch Betreuungspersonal. Über 100 Anmeldungen gingen damals ein, erinnert sich Dr. Wollinsky, eine beachtliche Zahl.
Mittlerweile kommen jährlich Teilnehmer aus ganz Deutschland, auch aus Nachbarländern wie der Schweiz ins Tagungs-Hotel nach Ulm-Seligweiler, um an der zweitägigen Tagung teilzunehmen.
Die Tagung lebt von Präsenz – von Workshops oder dem aktiven Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Vormittags gibt es Vorträge und Neues aus der Wissenschaft, nachmittags wird in praktischen Kursen gezeigt, wie man zum Beispiel reanimiert, wie man Beatmungsgeräte richtig anlegt oder was es Neues beim Sekretmanagement gibt.
Daneben gibt es auch viele Schwerpunktthemen, in diesem Jahr etwa die Covid-19-Situation. Viele Patienten kamen aus Angst vor Ansteckung nicht in die Kliniken. Diskutiert wird anschließend beim Roundtable. Viel Praxis und viel praktischer Input also.
Dr. Kurt Wollinsky, seit dem Gründungsjahr 1984 als Oberarzt im RKU tätig und seit Herbst 2015 im Ruhestand, organisiert und begleitet gemeinsam mit Chefarzt Dr. Jörg Winckelmann und Sekretärin Monika Berlinghof Jahr für Jahr die Tagung.
Neben seiner klinischen Tätigkeit widmete sich Dr. Wollinsky seit 1988 der Beatmung von Säuglingen, Kleinkindern und Jugendlichen vor allem mit neuromuskulären Erkrankungen wie z.B. Spinaler Muskelatrophie (SMA).
Die Beschäftigung mit der Beatmung von Kindern war jedoch nicht nur theoretischer Art. 1993 führte er an der Klinik die Ermächtigungssprechstunde „Beatmung“ der KV Baden-Württemberg ein. Zu dieser Sprechstunde reisen Familien mit ihren betroffenen Kindern aus dem ganzen Bundesgebiet an. Oft nehmen sie lange Anfahrten in Kauf, nur um zu Dr. Wollinsky zu kommen, der es stets versteht, den Kindern und Eltern die Angst zu nehmen.
Dr. Wollinsky kommt auch im Ruhestand noch immer für mindestens zwei Tage in die Klinik, um weiterhin die Beatmungssprechstunde abzuhalten. Und eine Tagung für Außerklinische Beatmung für Oktober 2022 ist auch schon geplant.