Das RKU auf dem Weg zu einem Magnet®-Krankenhaus

Als eines der führenden Krankenhäuser in der Pflege haben wir uns auf den Weg gemacht, das erste Magnetkrankenhaus in Deutschland nach amerikanischem Vorbild zu werden und streben die entsprechende Magnet^®-Zertifizierung an. Magnet^® ist das weltweit einzige Zertifizierungsprogramm für Qualität in der Pflege. Damit behauptet sich das RKU im Wettbewerb um Pflegefachpersonen.

Unsere Pflege ist als größte Berufsgruppe im RKU maßgeblich am Gelingen des gesamten Versorgungsprozesses beteiligt. Ihre Kompetenz, Eigenständigkeit und fachliche Expertise in der interprofessionellen Zusammenarbeit auf den Stationen sind für das RKU unersetzbar und stehen für Exzellenz in der Pflege. Deshalb setzen wir uns dafür ein, strukturelle Rahmenbedingungen zu fördern, die die berufsgruppen- und hierarchieübergreifende Zusammenarbeit in der Patientenversorgung stärken.

Evidenz aus vier Jahrzehnten Forschung zeigt, dass die Implementierung des Magnet^®-Konzepts die Arbeitsumgebungen und -bedingungen, die Personalzufriedenheit und Patientenergebnisse in Krankenhäusern verbessert.

Bereits 2014 lernte unsere Pflegedirektorin Helene Maucher im Rahmen des Hospitationsprogrammes Pflege der Robert Boschstiftung in den USA den Gedanken des Magnet^®-Krankenhauses kennen und brachte die Idee mit nach Ulm. Durch Überzeugung der Geschäftsführung nutzen wir seither das Magnet^®-Programm als individuell ausgestaltbaren Rahmen für die Weiterentwicklung unserer Unternehmenskultur.

ANCC-Journey-to-Magnet-Excellence

Erster Pflegemanagementkongress 2015

2015 veranstalteten wir im RKU den 1. Ulmer Pflegemanagementkongress, der national viel Beachtung fand. Seither findet dieser alle zwei Jahre im RKU statt. Der Pflegemanagementkongress spricht dabei Führungskräfte im Gesundheitswesen, Pflegewissenschaftler, Pflegepädagogen, Experten, Studierende, Pflegende und Interessierte gleichsam an, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Durch die Vorstellung von Exzellenzkonzepten aus unterschiedlichen Sektoren und Ländern soll der Wissensaustausch fokussiert werden. Referenten sind Pflegedirektoren, Pflegewissenschaftler, Geschäftsführer und Mitarbeiter im Gesundheitswesen.

Durch die enge Zusammenarbeit mit der Hochschule Neu-Ulm und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg haben unsere Mitarbeiter*innen außerdem die Chance, sich durch ein Studium fortzubilden und Führungskompetenzen weiterzuentwickeln. Dadurch werden neue Karrierewege aufgezeigt. Fast jede fünfte Pflegeperson im RKU hat mittlerweile ein Studium absolviert oder studiert Pflege nebenberuflich an einer Hochschule. Das RKU unterstützt seine Mitarbeitenden dabei finanziell und auch ideell.

Die Entstehung des Konzeptes: Magnet-Krankenhaus

Das bereits in den 80er Jahren in Amerika entwickelte Magnet-Konzept gilt als Qualitätssiegel und amerikanischer Gold-Standard für Krankenhäuser. Das Programm setzt den Fokus auf Transformationale Führung, strukturelles Empowerment der Pflege, beispielhafte professionelle Praxis , neues Wissen, Innovation und Verbesserung  und Zahlen Daten Fakten empirsche Outcomes sowie die Beteiligung an globalen Themen. Weiter geht es um interdisziplinäre Zusammenarbeit – für eine exzellente Patientenversorgung.

In den 1980er-Jahren gab es einen ausgedehnten Pflege-Personalmangel in den USA, von dem einige Kliniken verschont blieben und nur eine geringe Fluktuation und gleichzeitig eine gleichbleibend hohe Qualität der Patientenversorgung aufwiesen. Um zu vergleichen, was diese Kliniken von den anderen Klinken (mit Personalmangel) unterschied, wurde von der Amercian Academy of Nursing eine große Studie erstellt, an der insgesamt über 160 amerikanische Krankenhäuser teilnahmen.

Von den untersuchten Krankenhäusern hatten 41 Kliniken eine höhere Versorgungsqualität zu verzeichnen und mehr Erfolg darin, Personal zu finden. In der Studie wurde untersucht, warum sie so eine magnetische Anziehungskraft für Patienten und Personal hatten. Es wurden die sogenannten „14 Magnet-Stärken“ identifiziert und daraus ein Modell für die Anwendung entwickelt – das Konzept des Magnetkrankenhauses war geboren.

Die ANA (American Nurses Association) entwickelte daraus ein Akredditierungsverfahrens der ANA (American Nurses Association) durch die gegründete ANCC (American Nurses Credentialing Center). Inzwischen gibt es weltweit mehr als 540 Magnet-zertifizierte Krankenhäuser.

Magnet4Europe-Studie

Wir freuen uns an der Studie Magnet4Europe teilnehmen zu können und danken unseren Pflegenden, dass wir diese Reise zu exzellenter Pflege gemeinsam antreten. Magnet4Europe ist eine Studie zur organisatorischen Umgestaltung von Krankenhäusern und wird im Rahmen des Programms Horizont 2020 für Forschung und Innovation von der EU-Kommission finanziert. Die Studie läuft bis Dezember 2023.

Das Qualitätssiegel „Magnet Hospital“ zeichnet Kliniken insbesondere in den USA für ihre Pflegequalität aus. Im Rahmen der Studie Magnet4Europe wird das Magnet®-Modell in der Umsetzung in Europa im Hinblick auf Veränderungen der Arbeitsumgebung, Auswirkungen auf die Qualität der Patientenversorgung sowie auf das Wohlbefinden von ärztlichem und pflegerischem Personal in Krankenhäusern evaluiert.

Wir sind stolz dabei zu sein! Länderübergreifende Forschung und Evaluierung sind ein Erfolg für die Berufsgruppe Pflege. Deshalb sind wir voller Vorfreude auf die Kollegen und wünschen den Teilnehmern einen guten Austausch!

Die Studie umfasst fünf europäische Länder und wird durch die EU finanziert. Das RKU nimmt als eines von insgesamt 19 Kliniken in Deutschland ab dem Jahr 2020 teil.

Zielsetzungen:
• Verbesserung der psychischen Gesundheit von Pflegenden und Ärzten
• Verbesserung von Patienten-Outcomes und -Sicherheit durch die Umgestaltung der Arbeitsumgebung anhand der Magnet Prinzipien

Jedem teilnehmenden Krankenhaus in Europa wird eine zertifizierte Magnet Klinik in den USA als Zwillingspartner zugeteilt. Über zwei Jahre werden die Partner zusammenarbeiten, Foren bilden, sich austauschen und als lernende Einheit fungieren. Das RKU tauscht sich dabei mit der Billings Clinic, unserem Twinning-Partner in Montana, USA, regelmäßig aus.

Diese begonnene Studie ist bislang die größte Initiative zur Verbesserung des Arbeitsumfelds im europäischen Umfeld.
Weitere Informationen unter: http://www.magnet4europe.eu

Unsere Ansprechpartnerin im RKU:

Frau Gabriela Regelmann
E-Mail: gabriela.regelmann@rku.de
Tel (0731) 177 – 1405

Veröffentlichungen 2020-2021

Arbeitskongress in Cork 2022 – Posterpreis für Helene Maucher

Die Pflegeschule in Cork, Irland, beherbergte Ende Mai den ersten gemeinsamen Arbeitskongress für Teilnehmende an der Magnet4Europe-Studie. Ziel der Studie ist es, das Arbeitsumfeld auf Basis des Magnet®-Programms in mehr als 60 Krankenhäusern in sechs europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, England, Irland, Norwegen und Schweden) neu zu gestalten, um die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden des Gesundheitspersonals zu fördern.

In Cork tauschten sich über 200 Teilnehmende aus und präsentierten ihre Innovationen, unter anderem auch RKU-Pflegedirektorin Helene Maucher und ihre Kollegin Laurie Smith aus der Magnet-Partnerklinik Billings in Montana, USA.

Für ihre gemeinsame Präsentation über einen motivierenden Führungsstil, verbunden mit der Partizipation von Mitarbeitenden an Entscheidungen erhielten Sie den Posterpreis; das RKU ist darüber hinaus bei den fünf Initiativkliniken dabei.

Besuch beim amerikanischen Zwilling in Montana, USA

2022 besuchte eine Delegation des RKU im Rahmen der „Magnet4Europe“-Studie ihren Twinning-Partner Billings Clinic in den USA. Die Truppe um Pflegedirektorin Helene Maucher und Geschäftsführer Matthias Gruber erhielt bei ihrer Hospitation spannende Einblicke in die amerikanische Unternehmenskultur und erlebte vor Ort, wie die Kollegen das Arbeitsmodell der Shared Governance mit einer partizipativen Entscheidungsfindung umsetzen.

Mitgebracht im Gepäck haben sie leicht realisierbare Ideen, die die Patientensicherheit verbessern und Mitarbeiter motivieren. Viele Projekte auf dem Weg zum Magnetkrankenhaus laufen bereits im RKU.

Magnet® als Chance für Weiterentwicklung

Magnet-Einrichtungen leben eine Kultur, die sich in Interprofessionalität, Selbstbestimmung der Pflege, Innovationen, ausgezeichneter Behandlungsqualität sowie einem beispiellosen Ruf mit einer anziehenden Wirkung auf Personal und neuen Interessenten wiederspiegelt.

Wir sehen die Implementierung des Magnet^®-Konzepts als Chance für eine Weiterentwicklung unserer Pflege-Kultur und versprechen uns:

• Eine professionelle und unterstützende Umgebung für Pflege: Arbeitsbedingungen, die dazu beitragen den Pflegenden mehr Offenheit, Mut, Kreativität, Eigenverantwortung und mehr Freiräume bezüglich ihrer Arbeit zu geben.
• Exzellente Patientenoutcomes
• Eine breite Innen- und Außenwahrnehmung: Die Magnet®-Anerkennung für pflegerische Exzellenz beeinflusst die Reputation unserer Einrichtung.
• Die Erlangung und Aufrechterhaltung von Wettbewerbsvorteilen auf regionalen Märkten
• einen Zulauf an Patient*innen und qualifiziertem Personal.

Evidenz zur Wirksamkeit: Das Magnet-Programm basiert auf Qualitätsindikatoren und pflegerischen Standards und hat eine sehr gute Evidenz bezüglich der Wirksamkeit.

• Verbesserte Patientenoutcomes (erhöhte Patientenzufriedenheit, sinkende Mortalitätsraten, verminderte Druckgeschwüre, verminderte Stürze, erhöhte Patientensicherheit und verbesserte Versorgungsqualität)
• Geringere Burnoutrate bei Pflegenden
• Geringere Vakanz- und Fluktuationsrate
• Verbesserung der Pflege-Arzt-Beziehungen
• Gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit
• Verbesserung der Mitarbeitersicherheit
• Verbessertes Pflegemanagement & stetige Weiterentwicklung der Führungskultur
• Kostenersparnisse

Unsere Mission – wie kommen wir dort hin?

Wir arbeiten stets daran, dass die Magnet-Kultur zu unserer Kultur wird und sich weiterentwickelt. Wir schaffen Arbeitsbedingungen für mehr Selbstbestimmtheit der Pflege, eine interprofessionelle Entscheidungsfindung und Innovationen. Wir setzen exzellente Behandlungsbedingungen für unsere Patienten als Maßstab.

Video: RKU Ulm – Our way to Magnet Hospital (english)