Neuro-Urologie
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Neuro-Urologie
Die Neuro-Urologie beschäftigt sich mit Störungen der Harnblase, des Darms und der Sexualfunktion bei Patienten mit nervaler Schädigung dieser Organe. Eine solche neurogene Schädigung kann bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen (u.a. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Schlaganfall und andere neurodegenerativen Erkrankungen), aber auch bei angeborener oder erworbener Querschnittlähmung vorkommen. Auch nach großen operativen Eingriffen an Wirbelsäule, im Bauchraum oder Becken sowie chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus kann es zu Funktionsstörungen kommen.
Unser neuer YouTube-Kanal UROQ klärt neuro-urologische und querschnittmedizinische Aspekte auf. Der Name UROQ verrät bereits, für wen der Kanal gedacht ist – und welchen Inhalt er haben soll: URO steht für Neuro-UROlogische Themen, das Q für Menschen mit Querschnittlähmung.
Entleerungsstörungen
Neurogene Blasenspeicherungs- beziehungsweise Blasenentleerungsstörungen treten auf, wenn die reguläre Signalübertragung der Nerven zur Harnblase gestört ist. Hierbei unterscheidet man Störungen der peripheren Nerven, Störungen auf Rückenmarksebene und Störungen im Bereich des Gehirns. Regelhaft können neben der Harnblase auch die Darm- und Sexualfunktion beeinträchtigt sein. Solche Funktionsstörungen haben zumeist eine erhebliche Auswirkung auf die Lebensqualität.
Unwillkürlicher Harnverlust („Harninkontinenz“), Schmerzen und ständig wiederkehrende Harnwegsinfektionen sind häufige Symptome einer schwerwiegenden Fehlregulation von Harnblase und Schließmuskelapparat beziehungsweise Beckenboden und gehören zum Symptomkomplex zahlreicher neuro-urologischer Erkrankungen.
Urodynamischer Messplatz
Ein zentrales Untersuchungsinstrument ist der urodynamische Messplatz. Modernste Ultraschalltechnologie, Röntgenuntersuchungen des Harntrakts und nuklearmedizinische Untersuchungen der Nieren ergänzen die verschiedenen Druckmessungen, deren Umfang und Durchführung individuell abgestimmt wird.
Unsere therapeutischen Möglichkeiten erstrecken sich von konservativen Ansätzen über minimal-invasive endoskopische Verfahren bis hin zu großen chirurgischen Eingriffen. Primäres Ziel ist jedoch immer die Ausschöpfung sämtlicher nicht-operativer Behandlungsmöglichkeiten und der Organerhalt der Harnblase. Auch im Bereich der Diagnostik und Therapie von Darm- sowie Sexualfunktionsstörungen verfügen wir über große Erfahrungen.
Interdisziplinäre Spezialsprechstunde
Um eine patientenorientierte und leitliniengerechte Versorgung komplexer neuro-urologischer Krankheitsbilder zu gewährleisten ist eine hoch individualisierte Beratung unserer Patienten*innen über konservative und operative Behandlungsoptionen von Nöten. Daher wurde schon 2016 eine interdisziplinäre neuro-urologische Spezialsprechstunde durch die Klinik für Urologie und Kinderurologie und Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Ulm initiiert. Zudem besteht durch das interdisziplinäre Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Ulm eine enge Kooperation mit den Kolleg*Innen der Universitätsklinik für Frauenheilkunde.
Neue Kooperationen
Die neuro-urologische Versorgung des Querschnittgelähmtenzentrums der orthopädischen Universitätsklinik in Ulm konnte durch die neue Kooperation wegweisend verbessert werden. Der Großteil der Menschen mit Querschnittlähmung leidet unter einer kombinierten neurogenen Funktionsstörung des unteren Harntraktes, des Mastdarmes sowie der Sexualfunktion. Bleiben diese unversorgt, drohen schwerwiegende medizinische Komplikationen und eine gravierende Einschränkung der Lebensqualität.
Diese Funktionsstörungen unterliegen einer individuellen Dynamik mit lebenslangen Veränderungen, welche häufig von Patienten*innen unbemerkt bleiben, sodass eine lebenslange individuelle risikoadaptierte Nachsorge zur Früherkennung und Prävention von Komplikationen erforderlich ist. Daneben gibt es Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Harnblasentumore, sodass eine regelmäßige Kontrolle unabdingbar ist.
Das Ziel der neuro-urologischen Versorgung ist die Optimierung der Blasenfunktion und Kontinenzsituation und somit Erhaltung der Nierenfunktion, die Rhythmisierung der Darmfunktion, die Therapie einer neurogenen Sexualfunktionsstörung und Kinderwunschbehandlung sowie insgesamt die Verbesserung der Lebensqualität unserer Patienten*innen.
Dr. med. Oliver Schindler
Oberarzt Urologie
Leitung Interdisziplinäre Neuro-Urologie
E-Mail: oliver.schindler@rku.de